Trauern – warum es so wichtig ist, Traurigkeit zuzulassen

Trauer gehört zum Leben.
Auch wenn sie oft mit Schwere, Leere oder Schmerz verbunden ist – sie ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck von Verbundenheit, Liebe und Veränderung.

In dieser Podcast-Folge von „Kopf aus, Körper an“ spreche ich über Trauer und das Trauern – ein Thema, das mich persönlich sehr geprägt hat und mich ursprünglich zur Körperarbeit gebracht hat.

Wie ich über meine eigene Trauer zur Körperarbeit gekommen bin

Als ich Ende 20 war, ist mein Vater gestorben. Es war der erste große Verlust in meinem Leben – und es war eine dementsprechend intensive Zeit. Um die Krankheit und dann den Tod zu verarbeiten, habe ich erstmals mehr Sport gemacht und dann auch verschiedene Therapieformen ausprobiert. Das hat beides extrem geholfen und war eine wichtige Stütze.

So bin ich auch auf die Körperarbeit nach der Grinberg-Methode gestoßen. In den Sitzungen habe ich gelernt, dass Trauer nicht „weggehen“ muss – sondern gefühlt werden will. 
Dass Weinen nicht nur unangenehm und anstrengend ist, sondern heilend und gesund sein kann.

Durch die Körperarbeit habe ich erkannt:
👉 Traurigkeit ist kein Fehler.
👉 Tränen sind keine Schwäche.
👉 Und der Körper weiß, wie er mit Schmerz umgehen kann – wenn wir ihn lassen (!)

Warum Weinen körperlich sinnvoll ist

In meiner Praxis erlebe ich das jetzt auch ganz oft: wie stark wir es antrainiert haben, unsere Traurigkeit zu unterdrücken. Wir halten die Tränen zurück, spannen unbewusst Schultern, Bauch und Zwerchfell an – und wundern uns, warum wir uns innerlich so erschöpft oder steif fühlen.

Dabei ist Weinen ein körperlicher Mechanismus, um Spannung abzubauen.
Beim Weinen entspannt sich das Zwerchfell, die Atmung vertieft sich, das Nervensystem reguliert sich!
Mit anderen Worten: Der Körper entlädt sich.

Das, was wir oft als „Zusammenbruch“ empfinden, ist eigentlich vielmehr ein Loslassen.

Die Angst vor dem „Gefühls-Loch“

Viele Klient:innen erzählen mir:
„Ich will nicht zu traurig sein und in ein Loch fallen.“

Diese Angst ist verständlich – aber sie hält uns in einem Spannungszustand gefangen.
Denn solange wir die Trauer nicht zulassen, bleibt sie im Körper aktiv.

Wenn wir uns aber erlauben, zu fühlen – auch wenn es weh tut –, verändert sich etwas.
Gefühle sind Bewegung. Sie wollen fließen. Wenn wir sie halten, bleiben sie stecken. Wenn wir sie spüren, können sie sich wandeln – in Ruhe, Klarheit oder sogar Freude.

Was da jetzt so theoretisch klingt, wird im Erleben oft als sehr entspannend und erleichternd beschrieben. Manchmal sogar als überraschend angenehm.

Trauer ist kein linearer Prozess

Bestimmt kennst du das Sprichwort: „Die Zeit heilt alle Wunden.“
Aber so einfach ist es nicht. Trauer verläuft nicht linear.

Es kann sein, dass du nach Jahren plötzlich wieder traurig bist. Dass dich eine Erinnerung, ein Lied, ein Geruch unerwartet trifft. Das ist völlig normal.
Trauer ist nicht etwas, das wir abschließen, sondern etwas, das wir mitnehmen – und das sich verändert.

Härte statt Weichheit

In unserer Gesellschaft gilt Weinen oft als Schwäche.
Doch das Gegenteil ist der Fall:
Wenn wir uns das Weinen verbieten, entsteht Härte – im Körper, im Herzen, in unseren Beziehungen.

Diese unterdrückte Trauer zeigt sich häufig körperlich:

  • Druck oder Schwere auf der Brust

  • verspannte Schultern

  • ein Kloß im Hals

All das sind Zeichen, dass etwas festgehalten wird.
Wenn wir stattdessen die Traurigkeit zulassen, entsteht wieder Weichheit, Lebendigkeit und Verbindung.

Wie du der Trauer Raum geben kannst

Wenn du merkst, dass etwas in dir traurig ist – nimm dir Zeit.
Nicht, um „darüber hinwegzukommen“, sondern um mit der Trauer da zu sein.

💧 Erlaube dir, zu weinen, wenn Tränen kommen.
💧 Schaffe dir einen sicheren Raum – allein, mit vertrauten Menschen oder in einem Ritual.
💧 Sprich mit jemandem, der zuhört, ohne zu bewerten.
💧 Und wenn du merkst, dass es dich überfordert – such dir Unterstützung.

Trauer ist kein Zeichen, dass du schwach bist.
Sie zeigt, dass du fühlen kannst – und dass dir etwas wichtig war.

Fazit: Trauern heißt, lebendig zu bleiben

Trauer ist ein natürlicher Teil unseres emotionalen Spektrums. Wenn wir sie zulassen, schaffen wir Platz – für Neues, für Freude, für Verbindung.

Mir ist es einfach wichtig dazu beizutragen, dass wir Trauer enttabuisieren.
Sie gehört zum Leben, genauso wie Lachen, Wut oder Liebe.

Wenn du das Gefühl hast, du brauchst Unterstützung beim Spüren oder Verarbeiten von Trauer, kannst du dich gerne bei mir melden.
Ich begleite dich dabei, wieder mehr in Verbindung mit deinem Körper und deiner Lebenskraft zu kommen.

🕊️ Danke fürs Lesen – und vielleicht magst du diese Folge oder diesen Artikel weitergeben an jemanden, der gerade trauert.

Disclaimer: Die Grinberg Methode® erhebt weder den Anspruch zu heilen, Alternativmedizin oder Massagetherapie zu sein, noch versteht sie sich als Teil der helfenden sozialen Berufe oder als Ersatz für Psychotherapie. Die Grinberg Methode® ist nicht für Menschen geeignet, die an lebensbedrohlichen oder schweren Erkrankungen leiden oder die medizinische oder psychiatrische Hilfe benötigen. Zudem ist sie kein Ersatz für jegliche Art von notwendiger Behandlung oder gesundheitspsychologischer Beratung. Die Methode hat keinen ideologischen oder mystischen Hintergrund.